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Das Glück des 21. Jahrhunderts als jährliche Dividende

Der Unterschied zwischen dem modernen postindustriellen Menschen und dem Goldrausch-Abenteurer früherer Zeiten liegt wohl in erster Linie darin, dass letzterer sein Glück in der absoluten, unverfälschten und reinen Form suchte, während ersterer sich wohl irgendwann im Verlauf der letzten zwei, drei Jahrzehnte damit abgefunden hat, dass er das seine nur noch hübsch portioniert bekommt und immer mit dem Verweis auf das nächste Stück als „Verpackungsbeilage“. Wer früher sein Glück suchte, war zu extremen Handlungen gezwungen. In Scharen verließen Menschen ihr unglückliches Heimatland und machten sich auf den Weg. Manche suchten Gold, andere Land, viele Freiheit – aber alle suchten sie in der einen oder anderen Form die Erfüllung einer Erwartung.

Was damals ein einziges, verzweifeltes und meist langjähriges Unternehmen war, ist heute ein alljährlicher, gut geplanter und im Schnitt dreiwöchiger Akt. Man nennt ihn „Jahresurlaub“ und bei allem Spott und aller Häme – er hat es durchaus zu etwas gebracht, der gute, alte Jahresurlaub. Er hat es vermocht, aus dem tragischen, singulären, von vornherein zum Scheitern verurteilten Aufbäumen hin zum persönlichen Glück ein alljährlich grüßendes Murmeltier zu machen. Das ist eine durchaus vernünftige und langfristig definitiv gesündere Alternative. Befreit zwar, das sei offen anerkannt, von jeglichem Idealismus, dafür aber erschwinglich und nur noch selten tragisch. Denn ganz im Ernst: Der Urlaub in der hübschen, erschwinglichen Fuerteventura Ferienwohnung letztes Jahr und dieses Jahr die Aussicht aus dem Fenster eines der vielen im Internet angepriesenen Ferienhäuser La Gomera und das Inselfeeling als Aussicht zu bewundern – das ist zwar weniger „pur“ als knietief im Klondike-River zu stehen und nach Goldnuggets zu suchen. Aber es ist auch weniger nervenaufreibend und man kann immerhin die ganze Familie mitnehmen.